Produkte des täglichen Gebrauchs können Schadstoffe enthalten, die oft schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt haben. Weichmacher in Plastik, Farbstoffe in Textilien oder Flammschutzmittel in Möbeln und Elektrozubehör sind nur ein paar wenige Beispiele.

Verbraucher:innen haben das Recht, vom Verkäufer oder Hersteller eines Produktes zu erfahren, ob dieses bestimmte schädliche Substanzen, sogenannte SVHCs (= Substances of Very High Concern) enthält - allerdings nur dann, wenn diese in einer Konzentration von über 0,1 Gewichts-Prozent vorliegen. Das „Recht auf Auskunft“ ist in der europäischen Chemikalienverordnung „REACH“ verankert, ebenso wie die Liste von SVHCs. Momentan befinden sich 223 Substanzen auf dieser Liste, die halbjährlich aktualisiert wird.

Das Bewusstsein für SVHCs nimmt zwar laufend zu, jedoch weiß der Großteil der Verbraucher:innen noch immer nicht über die potenziellen Risiken Bescheid, geschweige denn über das geltende Auskunftsrecht. Auf Seiten der Unternehmen muss auch noch viel geschehen, damit diese ihrer Informationspflicht ordnungsgemäß nachkommen können, denn das ist nicht immer ganz einfach. Ein großes Problem sind die oft sehr langen und unübersichtlichen Lieferketten.

Um die Kommunikation zwischen Unternehmen und Verbraucher:innen, aber auch entlang der Lieferketten zu erleichtern, arbeiten 20 Organisationen aus 13 Ländern im EU-Projekt „LIFE AskREACH“ intensiv an Lösungen. Die im Projekt entwickelte App „Scan4Chem“ ermöglicht es Verbraucher:innen ein Produkt im Geschäft zu scannen (oder den Produktnamen einzugeben) und nach SVHCs zu fragen. Wurde der betreffende Artikel bereits in die AskREACH Datenbank eingepflegt, erscheint die Information direkt in der App und die Firma muss die Anfragen nicht mehr einzeln beantworten. Das spart Zeit und Arbeit, sowohl auf Seiten der Verbraucher:Innen als auch auf Seiten der Unternehmen. Produktinformationen können nur von Hersteller und Verkäufer selbst in die Datenbank geladen werden. Sie sind gleichzeitig auch für die Richtigkeit der Daten verantwortlich. Im Rahmen von AskREACH werden diese Angaben stichprobenartig überprüft. Dazu wurden nun 49 zufällig ausgewählte Produkte aus der Datenbank an ein unabhängiges, akkreditiertes Labor gesendet und analysiert. Alle 49 waren als SVHC-freie Artikel eingetragen.

In keinem der 49 Artikel konnten die vom Labor analysierten SVHCs über dem Grenzwert von 0,1% gefunden werden. Alle der überprüften Informationen der AskREACH Datenbank waren somit wahrheitsgetreu. Laut dem Labor gab es jedoch bei einem Produkt eine Überschreitung nach RoHS. Die RoHS-Richtlinie beschränkt bestimmte Schadstoffe in elektrischen und elektronischen Geräten, um deren Konzentration in Elektroschrott zu reduzieren. Es wird schnell ersichtlich, dass die Regulierung von Chemikalienexposition sehr umständlich ist und daher mehrere gesetzliche Richtlinien parallel existieren.  Dennoch ist der Gebrauch des Auskunftsrechts nach REACH ein wichtiger erster Schritt hin zu sicheren Produkten im Handel.

Verglichen mit den Ergebnissen unseres Sportartikel-Tests des letzten Jahres, bei dem 82 zufällige Produkte aus dem Handel analysiert wurden, sind die Ergebnisse sehr erfreulich. Dort wurden in 24% der Sportartikel SVHCs gefunden und in ca. 11 % wurde der Grenzwert von 0,1% überschritten.

Die App „Scan4Chem“ ist ein ausgezeichneter Einkaufsbegleiter und ein sehr gutes Tool, um Kaufentscheidungen treffen zu können, die zu einem gesünderen und umweltfreundlicheren Lebensstil beitragen. Wenn für einen Artikel noch kein Eintrag in der Datenbank existiert, kann mithilfe der App eine automatisch generierte Anfrage an Verkäufer oder Hersteller gesendet werden.

Das Senden von Anfragen ist enorm wichtig für das wachsende Bewusstsein zu SVHCs, denn so merken auch jene Unternehmen, die ihre Artikel noch nicht in die Datenbank hochgeladen haben, dass ihre Kundinnen und Kunden an SVHC-freien Produkten interessiert sind. Je häufiger die App also genutzt wird, desto besser wird sie.

Die App wurde bereits über 90.000 mal heruntergeladen und bietet Auskunft zu über 8,5 Millionen Artikeln.

“Erhalten Sie die App bei Google Play oder im App Store”

Scan4Chem, Luxembourg Institute of Science and Technology

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