Viele Konsumgüter enthalten noch immer schädliche Chemikalien

Die lang ersehnten Sommermonate stehen vor der Tür und viele von uns freuen sich schon auf Aktivitäten wie Schwimmen, Gartenarbeit oder Heimwerkerprojekte. Aus diesem Grund haben wir uns im Projekt „LIFE AskREACH“ näher mit den Produkten befasst, die für diese Aktivitäten benötigt werden.

Ein umfassender Test zu Bade-, Garten- und Heimwerkerprodukten in ganz Europa hat gezeigt, dass viele Artikel immer noch Chemikalien enthalten, die für Mensch, Umwelt oder sogar beide schädlich sind. Einige der analysierten Artikel sind auf dem europäischen Markt rechtlich nicht mehr zulässig.

Insgesamt wurden 109 Erzeugnisse in 13 verschiedenen EU-Ländern gekauft. Die Erzeugnisse wurden an ein unabhängiges und akkreditiertes Labor geschickt und auf besonders besorgniserregende Stoffe (SVHCs) analysiert. Diese Stoffe können verschiedene negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt haben. Sie können zum Beispiel Krebs verursachen, unsere DNA schädigen, unser Hormonsystem stören oder in der Umwelt überdauern und sich anreichern.

Fast ein Drittel der analysierten Erzeugnisse enthielt mindestens ein SVHC, und 10 Artikel enthielten SVHCs über dem Schwellenwert von 0,1 Gewichtsprozent. Sieben Artikel enthielten auch Weichmacher, deren Nutzung im Juli 2020 aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf unser Hormonsystem in Konsumgütern beschränkt wurden. Bereits in sehr geringen Konzentrationen können sie reproduktionstoxisch sein. Dennoch wurden diese Weichmacher in Konzentrationen von bis zu 23 Gewichtsprozent gefunden, sodass fast ein Viertel des Erzeugnisses aus diesen Schadstoffen hergestellt wurde. Diese hohen Weichmacherkonzentrationen fand man zum Beispiel in Gartenhandschuhen und sogar in einer Malschürze für Kinder.

In einem Gummi-Handwerkertool fanden sich sogar vier krebserregende und persistente polyzyklische Kohlenwasserstoffe über dem Grenzwert. Für diese SVHC gibt es zusätzlich eine Beschränkung unter der europäischen Chemikalienverordnung REACH und das Erzeugnis hätte nicht in der EU auf den Markt gebracht werden dürfen.

Viele besonders besorgniserregende Stoffe dürfen noch in Verbraucherprodukten vorhanden sein, Ihr Vorhandensein muss aber zumindest entlang der Lieferkette und auf Anfrage auch gegenüber Verbrauchern kommuniziert werden. Daher können Verbraucher SVHC-Informationen zu jedem Artikel von jedem Unternehmen anfordern, das diesen Artikel verkauft oder weiterverkauft. Liegt ein SVHC über einer Konzentration von 0,1 Gewichtsprozent, so sind Einzelhändler, Importeure und Hersteller gesetzlich verpflichtet, dem Verbraucher diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Dies ist gemäß der EU-Chemikalienverordnung REACH gesetzlich vorgeschrieben. Durch die Nutzung dieses „Rechts auf Information“ können sich Verbraucher besser davor schützen, unwissentlich immer mehr giftige Chemikalien in ihr Zuhause zu bringen.

Die Testergebnisse zeigen, dass viele Artikel auf dem europäischen Markt immer noch SVHCs enthalten, manchmal sogar in sehr hohen Konzentrationen. Im Vergleich zu unseren vorherigen Testrunden sind Produzenten und Einzelhändler stärker auf SVHCs in ihren Produkten aufmerksam geworden, aber es gibt immer noch viele, die nichts wissen und daher nicht einmal auf SVHC-Anfragen reagieren.

Das von der Europäischen Union geförderte Projekt „LIFE AskREACH“ begegnet diesen Problemen seit September 2017. Einerseits haben wir die Smartphone-App „Scan4Chem“ entwickelt, mit dem Verbraucher den Barcode eines Produkts scannen und SVHC-Informationen sofort aus unserer europäischen Datenbank erhalten können. Wenn die angeforderten Informationen noch nicht von den verantwortlichen Unternehmen in unserer Datenbank hochgeladen wurden, kann eine automatisch generierte Anfrage an den Händler und/oder Produzenten gesendet werden.

Andererseits arbeiten wir mit Unternehmen zusammen, um ihnen zu helfen, ihre Lieferketten besser zu handhaben, ihre SVHC-Anfragen zu verwalten und zu beantworten und ihr Bewusstsein für SVHCs und ihre SVHC-Politik im Allgemeinen zu verbessern.

Wir empfehlen Verbrauchern dringend, die „Scan4Chem“-App herunterzuladen und Informationen über alle Artikel anzufordern, die sie interessieren. Das Reaktionsverhalten von Unternehmen und letztendlich die Substitution von schädlichen Stoffen in Konsumgütern wird sich nur verbessern, wenn ihre Kunden dies verlangen. „Scan4Chem“ macht es den Verbrauchern leicht, ihre Stimme zu erheben. Nach der Ersteinrichtung können SVHC-Anfragen in weniger als einer Minute direkt an die Filialen gesendet werden.

Die „Scan4Chem“-App kann für iOS und Android heruntergeladen werden. Darüber hinaus haben wir eine Web-App entwickelt, die verwendet werden kann, z. B. beim Online-Einkauf.

Im Rahmen der Produkttests wurden auch 25 Artikel analysiert, die bereits in die AskREACH-Datenbank eingegeben wurden, um die Richtigkeit der den Verbrauchern zur Verfügung gestellten Daten zu überprüfen. Nur einer dieser Artikel enthielt SVHC über 0,1 Gewichtsprozent. Das entsprechende Unternehmen wurde bereits gebeten, die gemachten Angaben zu korrigieren.

Wenn Ihr Unternehmen versucht, konform und transparent zu sein, können Sie sich in unserer AskREACH-Datenbank registrieren.